125 Jahre Einzelhandelsverband Hessen-Nord e.V.

Die Verbands-
geschichte beginnt in den Gründerjahren des vorigen Jahrhunderts mit ihrem enormen Anwachsen der Güterproduktion und Vielfalt.

 

1889:

100 Kaufleute aus dem Kolonialwaren– und Feinkost-Einzelhandel schließen sich zu einer Vereinigung der Kasseler Kolonialwarenhändler zusammen.

 

1895:

Schon sechs Jahre später wird diese Vereinigung zum Detaillistenverband für Hessen und Waldeck erweitert.

 

1920:

Mit dem Erstarken des gesellschaftlichen Einflusses der Gewerkschaften zu Beginn der Weimarer Republik musste zusätzlich für den sozialen und arbeitsrechtlichen Bereich auch eine Arbeitgebervereinigung gegründet werden.

 

1923:

Der Verband heißt jetzt „Einzelhandelsverband für Hessen, Waldeck und benachbarte Gebiete“. Als zusätzlicher Tätigkeitsbereich wurde eine Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten und eine Mahnabteilung u. a. eingerichtet; der Verband führt Ausstellungen und Weihnachtsmärkte durch.

 

1934:

Es beginnt in der NS-Zeit die Gleichschaltung der Handelsorganisationen. Der Verband heißt jetzt „Einzelhandelsverband für Kurhessen und Nachbargebiete“; er hat 4.000 Mitglieder. Der Arbeitgeberverband muss (ebenso wie die Gewerkschaften) aufgelöst werden; diesen Bereich füllt die neu gegründete NS-Organisation „Deutsche Arbeitsfront“ aus. Statt Tarifverträgen gibt es verordnete Tarifordnungen.

 

1943:

Die Einzelhandelsorganisation wird vollends zum Befehlsempfänger der Parteihierarchie degradiert: Sie wird zur Wirtschaftsgruppe Einzelhandel - Bezirksgruppe Kurhessen - in der Gauwirtschaftskammer Kurhessen.

 

1946:

In einer von 1.000 Kaufleuten besuchten Versammlung wird der Einzelhandelsverband Hessen-Nord e. V. neu gegründet. Die erste Geschäftsstelle wird in der Querallee 36 geführt; gleichzeitig wird eine Geschäftsstelle in Marburg eingerichtet. Kreisgruppen werden ebenfalls ins Leben gerufen. Der Einzelhandelsverband ist mit der Neugründung nicht mehr nur Wirtschaftsverband, sondern auch gleichzeitig Arbeitgeberverband.

 

1954:

Der Verband gründet die Kreditgarantiegemeinschaft des Hessischen Handels durch Erwerb eines Kapitalanteils mit. Es handelt sich um eine Gemeinschaftseinrichtung des Handels, der Banken, der Kammern u. a., unter finanzieller Förderung des Landes, mit der Existenzgründern und investitionswilligen Kaufleuten die Möglichkeit gegeben werden soll, sich auch ohne bankübliche Sicherheiten die notwendigen Investitionsmittel zu beschaffen.

 

 1960:

Gründung unseres Bildungszentrums unter dem damaligen Namen „Berufsförderungs-schule für den Einzelhandel e. V.“.

 

 1974:

Mit dem Einzelhandelsverband Bad Hersfeld und Umgebung wird im Zuge der Verbandsreform ein Kooperationsvertrag mit dem Ziel späterer Fusion abgeschlossen. Die angestrebte Fusion wird dadurch vorbereitet, dass alle Mitglieder des EHV Bad Hersfeld gleichzeitig Mitglieder des Einzelhandelsverbandes Hessen-Nord sind. Die Fusion wird wenige Jahre später vollzogen.

 

1988:

Der Verband erwirbt zusammen mit dem Bildungszentrum des Hessischen Handels in Kassel das Geschäftsgrundstück Pestalozzistraße 27.

 

1989:

Der Verband erwirbt Teileigentum am Aufzugsgelände am Pilgrimstein in Marburg, in welchem 250 qm Büro– und Unterrichtsraumfläche für den Verband und das Bildungszentrum entsteht.

 

In den 90er Jahren und in dem neuen Jahrtausend entwickelt sich der Einzelhandelsverband neben seiner Funktion als Arbeitgeber– und Wirtschaftsverband als Dienstleister für seine Mitglieder. Neben der Rechtsberatung und Vertretung werden neue Dienstleistungsangebote der Entsorgungswirtschaft, des Datenschutzes, der Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik und viele weitere Dienstleistungen angeboten durch neu gegründete Tochterunternehmen wie die EHTW GmbH, Gesellschaft für Personaldienstleistungen mbH, Trägerverbund für berufliche Weiterentwicklung GmbH und die Futura GmbH.

 

Der Einzelhandelsverband Hessen-Nord entwickelt sich in dem Zeitraum ebenfalls zu einem kompetenten Ansprechpartner zum Thema Stadt– und Regionalentwicklung. Insbesondere in den Mittelzentren und den beiden Oberzentren Kassel und Marburg wird der Einzelhandelsverband von über 70 ehrenamtlichen Mitgliedern vertreten, die als kompetente Ansprechpartner nicht nur für die Mitglieder vor Ort, sondern auch für die Politik zur Verfügung stehen.

 

Durch die Filialisierung und Konzentration des Einzelhandels beträgt die Mitgliederzahl im Jubiläumsjahr 1.200, wobei anzumerken ist, dass diese Unternehmen ca. 80 % des nordhessischen Einzelhandelsumsatzes erwirtschaften.

 

Der Einzelhandel hat in den 125 Jahren viele Herausforderungen und Veränderungen gemeistert. Um die Jahrhundertwende die Entstehung der Kauf– und Warenhäuser, in den 60er Jahren das Aufkommen der neuen Vertriebsformen des Versandhandels, in den 70er und 80er Jahren das Aufkommen der Discounter -   nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern auch in allen übrigen Sortimenten -, die Entstehung der Fachmarktzentren und Einkaufszentren auf der grünen Wiese und jetzt der E-Commerce-Handel.

Der Einzelhandel hat jedoch in der Vergangenheit gezeigt, dass er sich schnell auf diese Veränderungen einstellen kann und seine Marktlücken finden wird.

 

Als drittgrößter Wirtschaftszweig in Nordhessen beschäftigen unsere Unternehmen ca. 25.000 Beschäftigte. Der Einzelhandel hat sich in der Vergangenheit und wird sich auch in der Zukunft seiner Verantwortung im sozialen Bereich, aber auch im städtebaulichen Vergleich stellen, da der Einzelhandel die Urbanität jedes Mittel– und Oberzentrums nachhaltig prägt.